Claude Martin
Veganismus wurde 1944 nicht für dich etabliert. Leben und leben helfen, statt nur leben und leben zu lassen: Dies war ein Grundsatz, der Veganismus prägte1. Es ging nicht darum, einen Lebensstil zu entwickeln der auf die Bedürfnisse und Anforderungen von Menschen im frühen einundzwanzigsten Jahrhundert angepasst war. Heute ist der Verschluss der Sojamilch so konzipiert, dass auch du damit zurecht kommst. Das ist für dich als Konsument. Aber Veganismus ist für die Opfer, nicht für dich.
FAOSTAT: Live animals 2013 | |
Species | Number |
---|---|
Cattle | 1'467'548'724 |
Buffaloes | 193'821'181 |
Sheep | 1'162'875'535 |
Goats | 975'803'263 |
Pigs | 977'274'246 |
Horses | 59'769'280 |
Asses | 43'528'756 |
Mules | 10'251'330 |
Camels | 26'989'193 |
Camelids other | 8'837'069 |
Animals live nes | 6'232'378 |
Chickens | 20'887'055'000 |
Ducks | 1'185'743'000 |
Geese and guinea fowls | 340'115'000 |
Turkeys | 461'614'000 |
Rabbits and hares | 4'843'575'000 |
Rodents other | 18'925'000 |
Beehives | 80'986'086 |
may include official, semi-official, estimated or calculated data |
Somit ist Veganismus für viele. Zum Beispiel für die knapp eine Milliarde Ziegen, welche unter anderem für "Fleisch" und "Milch" ausgebeutet werden. Jeweils eine weitere Milliarde Schafe und Schweine wurden 2013 für eine Statistik der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gezählt2. In einer veganen Welt müssten diese nicht leiden. Dazu kommen nochmals fast fünf Milliarden Kaninchen, Hasen und Nagetiere. Dann noch etwa zwei Milliarden Enten, Gänse, Perl- und Truthühner. Alle würden profitieren, wenn die Menschen aufhörten, ihre Körper, Ausscheidungen, Sekrete, Eier, Haare und Federn zu konsumieren. Zusammen sind das bereits über 10 Milliarden. Weit mehr als Menschen existieren.
Dies ist aber erst ein kleiner Teil aller Individuen, für welche Veganismus etwas ist. Auch sind die Schätzungen sehr ungenau. Hühner, welche den grössten Teil ausmachen, sind besonders schwierig zu zählen. Sogenannte "Broiler" werden nach nur 34 bis 40 Tagen getötet3. Über zwanzig Milliarden Hühner soll es laut FAO im Jahr 2013 gegeben haben2. "Aviagen Broiler Breeders" geht aber von 58 Milliarden Broiler pro Jahr aus4. Dazu kommen noch Legehennen, welche durch Qualzüchtung pro Jahr je etwa 280 Eier legen5, statt nur wenige zur Fortpflanzung. Sobald die Legeleistung abnimmt, werden diese ersetzt durch weitere Hennen, welche auch 280 Eier pro Jahr legen müssen. Dazu kommen 1.8 Milliarden grössere Säugetiere wie Rinder, Büffel, Esel, Pferde, Kamele, Maultiere. Für Wasserbewohner gibt es keine Zahlen, da diese nur in Tonnen erfasst werden.
Zusammen sind das weit über 30 Milliarden erfasste, nichtmenschliche Tiere, welche jedes Jahr nur existieren, weil sie für unvegane Menschen herangezüchtet wurden. Diese werden für "Fleisch", "Eier", "Leder", "Wolle", "Milch", "Federn" oder Körperteile ausgebeutet. Wobei manche gar nicht nutzbar sind und zum Beispiel viele männliche Küken am ersten Lebenstag bereits getötet werden, da diese keine Eier produzieren.
In der Erfassung der Nutztiere der FAO fehlen auch Insekten. Erfasst wurden stattdessen 80'986'086 Bienenstöcke für das Jahr 2013. Hummeln und Honigbienen werden gezüchtet für Bestäubung und letztere auch zur Honiggewinnung. Diese werden getötet, wenn ihre Produktion abnimmt6, und sie verdrängen andere Insektenarten. Andere Insekten wie Cochenilleläuse und Seidenspinnerraupen werden nicht erfasst.
Veganismus ist nichts für dich. Aber es ist für Milliarden andere Lebewesen etwas. Wie sich in den letzten Jahrzehnten gezeigt hat, ist es nebenbei etwas für unseren Planeten, die Lebensgrundlage, welche wir zerstören. Es geht nicht um dich, auch wenn manche das so darstellen wollen.
Beim Veganismus geht es um Ethik. Er ist keine Diät. Ein grosser Teil der Ausbeutung wird für unvegane Produkte, welche für den Verzehr vorgesehen sind, betrieben. Ernährung spielt nur eine so grosse Rolle, weil die meisten ausgebeuteten Tiere für unvegane Nahrung ausgebeutet werden. Eine vegane Ernährung ist prinzipiell alles andere als ungesund, denn tierliche Produkte enthalten nichts, was nicht auch vegan hergestellt werden kann. Die American Dietetic Association (ADA) kam sogar zum Schluss, dass Veganismus "gesund und ernährungsphysiologisch angemessen [ist] und einen gesundheitlichen Nutzen durch die Vorbeugung und Behandlung bestimmter Krankheiten bietet"7.
Wer aufgrund von Handgelenksschmerzen aufhört, Ausländer zu verprügeln, ist noch lange kein Antirassist. Es gibt viele egoistische Gründe keine Tierleichen, Sekrete, und Ausscheidungen zu konsumieren. Aber Veganismus bezieht sich nur auf altruistische Gründe.
All diese Tiere benötigen viel Platz und Nahrung. Für den Anbau aller "Futtermittel" wird weitere Fläche verbraucht. So werden Lebensräume zerstört, was wiederum viele Tiere (darunter auch Menschen) verdrängt. Auch für diese ist der Veganismus, um ihnen zu helfen und ihre Ausrottung zu vermeiden. Denn der Veganismus hilft diesen Menschen zu leben, auch wenn er in erster Linie für die vielen nichtmenschlichen Tiere ist.
Statt direkt die pflanzlichen Ressourcen zu nutzen, werden diese verschwendet, um unvegane Produkte zu erzeugen. Damit "Fleisch aus der Region" verkauft werden kann, werden grosse Mengen dieser "Futtermittel" in europäische Länder importiert. Laut der Vereinigung Schweizerischer Futtermittelfabrikanten ist in der Schweiz die Versorgung mit "Eiweissfuttermitteln" so schlecht, dass über 80% des Bedarfes aus dem fernen Ausland bezogen werden muss8. Auch in Deutschland reicht der heimische Anbau nicht aus, so dass "Eiweissfutter", insbesondere Soja aus Südamerika, importiert werden muss9. Österreich soll 2012 über 500 Tausend Tonnen Sojabohnen, Sojamehl und -kuchen importiert haben10.
Der Umwelt ist nur geholfen, wenn der Verbrauch reduziert wird. Durch direkte Nutzung der Ressourcen, wie es bei veganer Ernährung gegeben ist, wird die Effizienz zwar enorm gesteigert. Jedoch ist Veganismus für die Tiere, nicht für die Umwelt.
Denn bei den Trends geht es nicht um Veganismus, höchstens um (pseudo-)vegane Ernährung. Man ist aber nicht vegan, weil man pürierten Federkohl oder "for fun" isst. Veganismus kennt keine Ernährungstrends. Die Entscheidung, welchen Trends man folgt, ist Privatsache. Beim Veganismus geht es aber um die Tiere, und das ist keine Privatsache.
Immer wieder versuchen religiöse Organisationen, Veganismus und Tierrechte zu unterwandern. Das obwohl die abrahamitische Tradition eine Dominanz der Menschen über andere Tiere fordert und auch andere Religionen genauso anthropozentrisch sind. Andere Tiere haben einen geringeren Stellenwert und werden in allen Kulturen gezüchtet, ausgebeutet und getötet. Zwar sind einige "heilige" Texte voller Nahrungsvorschriften, aber Veganismus ist keine Ernährungsform.
Wer sagt "Veganismus ist nichts für mich", hat absolut recht. Veganismus ist per Definition für andere. Es ist die Alternative zur Tierqual. Es ist der einfache Weg, ethisch korrekt zu handeln.
Quellen:
The Society soon widened its aim to include all animal exploitation, in brief to work for a new relationship with the rest of sentient creation in a symbiotic relationship if possible, to live and HELP live rather than to just live and let live.
Sie erreichen innerhalb von 34-40 Tagen ein Schlachtgewicht von 1600-2000 g
Around the world, the broiler industry consumes approximately 417 million parent stock (PS) per year, the equivalent of some 58 billion broilers.
Während eines Jahres produzieren sie in etwa 280 Eier, das heißt fast jeden Tag ein Ei.
Tatsache ist, daß unzählige Bienen zur Gewinnung verschiedener Substanzen teils absichtlich, teils als Nebeneffekt, getötet werden.
It is the position of the American Dietetic Association that appropriately planned vegetarian diets, including total vegetarian or vegan diets, are healthful, nutritionally adequate, and may provide health benefits in the prevention and treatment of certain diseases.
Da in der Schweiz die Versorgung mit Eiweissfuttermitteln sehr schlecht ist, muss über 80 % des Bedarfes aus dem fernen Ausland bezogen werden.
In Deutschland wird mittlerweile mehr Fleisch produziert als konsumiert. Im Gegenzug muss immer mehr Eiweißfutter, insbesondere Soja aus Südamerika, importiert werden. Der heimische Eiweißpflanzenanbau kann den wachsenden Bedarf längst nicht mehr decken.
Im Jahr 2012 betrug der Import- überhang rund 503.000 t und siedelte sich damit im unteren Schwankungsbereich an.
Veröffentlicht 29.09.2015
URL: https://antispe.de/txt/nichtsfuerdich.html auf antiSpe.de