"Es versteht sich von selbst und sollte eigentlich nicht erwähnt werden müssen, daß dies rassistisches, militaristisches, faschistisches, theistisches, sexistisches, homophobes - diese Aufzählung ist lediglich exemplarisch, nicht vollständig - Denken ebenso ausschließt wie speziesistisches." (http://maqi.de/txt/agenda.html)Veganismus ist die Lösung vieler und Teillösung vieler weiterer, nicht aber aller Probleme. Veganismus ist insbesondere und primär die Lösung bei der Abschaffung der Tierausbeutung. Daß Veganismus nebenbei zudem zwingend notwendig ist, um beispielsweise auch ökologisch korrekt zu leben, ist mittlerweile hinreichend bekannt und selbst in der "Welt am Sonntag" (13. August 2006) nachzulesen, die wohl unverdächtig ist, für Veganismus einzutreten (vgl. "Nur Veganer leben ethisch korrekt"). Und selbst bei der Vorbeugung gegen Tsunami-Auswirkungen kann Veganismus überraschenderweise helfen, da die schützenden Mangroven-Wälder zur Garnelenzucht abgeholzt werden ("Tsunami durch Nichtveganismus").
"Vegane Ernährung ist der Verzicht auf den Konsum tierischer Produkte." (Bergstedt, a.a.O.)Analysieren wird diese "Definition" einmal:
"Vegane Ernährung ist der Verzicht auf den Konsum tierischer Produkte, veganes Leben der Verzicht auf solche Produkte auch bei Kleidung, Medizin usw." (Bergstedt, a.a.O.)Auch das ist wieder kompletter Unsinn. Wie ist das zu verstehen? "Vegane Ernährung" bedeutet "keine tierischen Produkte" (keinerlei, denn er schreibt ja uneingeschränkt "tierischer Produkte", nicht "tierischer Nahrungsmittel" o.ä.), "veganes Leben" bedeutet "noch keinere tierischen Produkte"? Davon abgesehen bleibt die Kritik am ersten Halbsatz bestehen.
"Allerdings fällt auf, dass vielfach der Blick nur oberflächlich bleibt - beschränkt auf die erste Wirkungsstufe." (Bergstedt, a.a.O.)Er unterstellt damit, dass Veganismus sich lediglich auf das Offensichtliche bezieht, das Enthaltensein von Leichenteilen etc. in Produkten. Was natürlich nicht mehr ist als eine Unterstellung: Selbstverständlich beinhaltet Veganismus auch "indirekte" Ausbeutung. Dass das in einer speziesistischen Gesellschaft nicht mit beliebiger Rekursivität zu vermeiden ist, ist eine Binsenweisheit, die Veganern ebenso wenig angelastet werden kann wie es Antifaschisten unter der Naziherrschaft angelastet werden konnte, dass sie über Straßen gingen oder Kartoffeln aßen, die mit der Asche aus Krematorien gebaut respektive gedüngt worden waren. Vielmehr ist der Versuch, dies Veganern anzulasten, nichts als das verzweifelte Zappeln der argumentlosen Tierausbeutungsapologeten (und derer, die darauf hereinfallen). Die Täter wälzen ihre Taten (und deren Konsequenzen) auf die, die sie bekämpfen, ab. Ein alter Trick.
"Betrachtet wird dabei nur die direkte Linie: Stammt ein Produkt vom vorher lebenden Tier, so [ist] es nicht vegan und wird nicht konsumiert. Stammt es nicht von einem solchen, so kann es bedenkenlos konsumiert werden - politisch korrekt, soweit es auf diesen Punkt beschränkt wird." (Bergstedt, a.a.O.)
Vegan (da kein "lebendes Tier") |
"Würde der Blick auf die komplexen einschließlich der indirekten Wirkungen von Konsum gerichtet, würde das Ergebnis möglicherweise anders ausfallen. Plötzlich würden dann auch viele pflanzliche Produkte nicht mehr vegan sein." (Bergstedt, a.a.O.)Viele "pflanzliche Produkte" sind nicht vegan (so wie übrigens auch viele nichtpflanzliche Produkte vegan sind). Veganern, auch wenn Allwissenheit und Allmächtigkeit selbst von Veganern zu viel verlangt ist, ist das bekannt und sie handeln danach. Offenbar eine großartige neue Erkenntnis - für jemanden wie Bergstedt, der wie es scheint keine Ahnung hat, was Veganismus bedeutet. Vielleicht projiziert er mit seiner Behauptung aber ja nur das Verhalten der sich vegan nennenden Personen aus seiner Umgebung auf Veganer. Dann könnte dies, das müsste allerdings dazu gesagt werden, eine (berechtigte) Kritik am Pseudoveganismus, jedoch keine Veganismuskritik, sein; und er sollte das (ethisch inakzeptable) Verhalten von Pseudoveganern nicht Veganern unterschieben.
"wenn wir deshalb das Ende der Tierhaltung fordern: Was würde der Laubfrosch sagen, der sich ausbreiten konnte, weil für die Tierhaltung Wiesen und Weiden angelegt wurden? Und mit ihm Tausende von Insektenarten, der Storch, die Wiesenweihe ...? Nicht nur die Tierhaltung ist ein Schlag gegen Tiere, sondern auch deren Ende." (Bergstedt, a.a.O.)Wie breit so eine ausgebreiteter Laubfrosch wohl sein mag? Allein diese Formulierung zeigt, dass Bergstedt unfähig ist, zwischen Individuen und Arten zu unterscheiden. Einmal davon abgesehen, dass zwar Individuen - etwa die von Leichenfressern und Vegetariern ermordeten Milliarden Hühner, Rinder, Schweine, Fische usw., - leiden und ein Lebensinteresse haben, Arten aber nicht, und daher
Artenschützer? |
"Pflanzen [...] der Acker wird dann wohl mit Kunstdünger gedüngt (weil Stallmist ja fehlt). Die Öl- und Chemieindustrie mit ihren Folgen interessiert offenbar wenig. Nehmen wir die angesichts der Umweltauswirkungen gerade dieser Industrien fatale Ausblendung mal hin." (Bergstedt, a.a.O.)Was wir nicht hinnehmen, ist Bergstedts kontrafaktische Propaganda. Hat er noch nie von Gründüngung, Pflanzenjauche, Fruchtwechsel, Brache und all den anderen Methoden gehört, mit denen Anbau sowohl ohne Exkremente als auch ohne "Kunstdünger" problemlos möglich ist? Werden nicht seit Jahren etwa im Sojaanbau Megatonnen "Kunstdünger" vermieden durch Einsatz von Bakterien als Wachstumsbeschleuniger (vgl. "Früher war alles anders - heute ist alles Mist")?
"Käfer- und Schmetterlingslarven würden die Pflanzen und Früchte gnadenlos auffuttern. Mäuse, Hamster und mehr knabbern an ihnen herum. Dagegen muss etwas getan werden." (Bergstedt, a.a.O.)Anschließend schildert er diverse Methoden, wie angeblich "etwas dagegen getan werden [muß]":
"Häutungshemmer, d.h. die Insektenlarven können sich nicht mehr häuten. Sie wachsen aber trotzdem und verrecken elendig am wachsenden Innendruck. Sie zermatschen sich quasi selbst. Und zwar zählbar in Millionen. Dann wären da noch Blutgerinnungshemmer im Angebot, z.B. für Nagetiere. Die kleinen Tiere laufen sie langsam aus, innerlich oder wenn eine Wunde nicht mehr heilen kann. [...] z.B. per Flamme einmal über den Boden (yeah, Gegrilltes - die Zahl der erfassten Tiere kann mensch nur vage schätzen)" (Bergstedt, a.a.O.)Natürlich hat er schon von bioveganem Landbau gehört (dass dieser in unserer unveganen Gesellschaft nur unzureichend etabliert ist, ist wohl kaum den Veganern anzulasten) - er verschweigt diese Möglichkeit aber bewusst und behauptet:
"Gibt es denn keinen Ausweg? Nein, sondern es kommt noch dicker. Wir bauen noch eine Ecke ein. Selbst wenn das bisher Genannte irgendwie anders machbar wäre (was in Sachen Agrotechnik erst noch erfunden werden müsste) [...]" (Bergstedt, a.a.O.)Das oben Aufgeführte muss keineswegs erst "noch erfunden" werden. Und natürlich könnten in einer veganen Gesellschaft, selbst wenn es keine anderen Möglichkeiten gäbe, die bösen, bösen Käfer sogar problemlos einen Großteil der Ernte essen - denn schließlich würde für die Menschen nur ein Bruchteil dessen benötigt, was in einer unveganen verschwendet wird: etwa vier Fünftel des Weltsoja- und die Hälfte des Weltgetreideanbaus beispielsweise wird derzeit vernichtet durch Missbrauch zur Ernährung sogenannter "Nutztiere" und damit primär Umwandlung in Gülle - stattdessen ließe sich daraus Tofu und Seitan herstellen, um ein Vielfaches der menschlichen Weltbevölkerung zu versorgen. Und in Wahrheit wäre solch großer Appetit denn doch zu viel verlangt von den Käfern - mit anderen Worten: selbst wenn es unvermeidbar wäre "etwas dagegen [zu tun]", so betrüge dies nur einen Bruchteil dessen, was durch Unveganismus (mit einem um ein Mehrfaches höheren Verbrauch an Pflanzen) verursacht wird.
"[E]s gibt noch die biologische Landwirtschaft, vielleicht eine Rettung. Zwar ist das bereits selten, denn die meisten vegan Lebenden stehen mehr auf Aldi und anderen Billigfraß, aber es gibt Ausnahmen und außerdem wollen wir ja genau sein." (Bergstedt, a.a.O.)
Besser als Erbsen bei Aldi |
"Die neutrale Wirkung des Containers ist unabhängig davon, ob er, sie oder es da Kartoffelchips oder Würstchen rausholt. In der realen Wirkung auf Tiere ist das bluttriefende Medium-Steak aus dem Container deutlich Veganer[sic!] als die Erbsen aus dem Laden - weil es auf die Wirkungen auf Tiere ankommt, nicht auf den äußeren Schein!" (Bergstedt, a.a.O.)In Wahrheit ist die Wirkung - allein die Signalwirkung - durch die Betrachtung von Gewaltprodukten als "Lebensmittel", nur weil sie kostenlos sind, natürlich fatal, denn wer sie konsumiert, zementiert damit den Speziesismus in seinem eigenen Kopf und, tut er es öffentlich, den im Kopf der anderen. Da helfen auch vorgeschobene (in Wahrheit, z.B. an Medienberichten über Freeganismus zu erkennen, kaum praktizierte), "Erklärungen", dass nun gerade dieses spezielle Tierausbeutungsprodukt, weil gratis, keinen "Schaden" anrichte, nichts.
"Besonders dramatisch" sind also nicht milliardenfache Morde an denkenden, fühlenden Individuen, sondern dass angeblich "Menschen und ihre Befreiung im Nebel verschwinden". Was, ganz davon abgesehen, wieder eine unhaltbare Unterstellung ist: Menschen sind Tiere, Tierrechte also selbstverständlich auch Menschenrechte. Schließlich tut, wer vegan lebt, automatisch etwas für Menschen, beispielsweise gegen das Welthungerproblem, und viele belassen es auch nicht dabei, sondern engagieren sich nicht nur allgemein für Tierrechte, sondern auch explizit für Menschen-, Kinder-, Frauenrechte usw. So hat allein die Tierrechtsinitiative Maqi zwei Projekte initiiert, die sich explizit mit Menschenrechten befassen (www.antitheismus.de und www.antisexismus.de). Wenn ich aber grade konkret Antirassismus fordere, dann ist es im Allgemeinen eher kontraproduktiv, dies ausschließlich völlig abstrakt zusammen mit allen anderen "Herrschaftsformen" zu formulieren. Gleiches gilt selbstverständlich für Veganismus. Sicher ist es bedauerlich, wenn manche Veganer nur "passiv" keine Tiere für ihren Konsum ermorden (lassen), keine Häftlinge "hinrichten", keine Sklaven halten, statt sich aktiv für Veganismus, gegen die "Todesstrafe", gegen Sklaverei usw. zu engagieren, doch das kann allenfalls diesen Individuen vorgeworfen werden und ist keinesfalls eine Kritik am Veganismus per se."Ich will mehr als dass nur die auffälligsten Formen von Tierleid beendet werden, während Milliarden anderer Tiere, zudem Pflanzen und Ökosysteme sowie, besonders dramatisch, Menschen und ihre Befreiung irgendwo im Nebel verschwinden." (Bergstedt, a.a.O.)
Nicht besonders dramatisch
"Dabei geht es nicht um eine Absage an veganes Leben, ganz im Gegenteil." (Bergstedt, a.a.O.)Das klingt a posteriori wie Ulbrichts: "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten." Angenommen es wäre wahr, Ulbricht hatte lediglich vor, als Mäzen für Graffitikünstler in die Geschichte einzugehen und Bergstedt wollte mit seinem Aufsatz "im Gegenteil" eine "Zusage" an "veganes Leben" erteilen ... Selbst hehre Motive unterstellt - es ist offensichtlich, dass es die nicht gibt - so ist seine Veröffentlichung bestenfalls verantwortungslos, denn die tatsächliche Wirkung des Texts (wenn die beabsichtigte eine ehrenwerte gewesen und der Autor lediglich missverstanden worden wäre) ist vielsagend. Das Ergebnis ist, dass der Text speziesistische Propaganda transportiert - und so den Ausbeutern ein Messer in die Hand drückt. Die zahlreichen Reaktionen des Gros' der Rezipienten sind eindeutig. Befürworter des Texts bezeichnen ihn explizit als "Veganismuskritik". Deutlich fasst ein anonymer Kommentar in einem Weblog zusammen:
"Und gerade dieser Text wirft doch die Frage, warum überhaupt vegan, wenns[sic!] sowieso fürn[sic!] Arsch ist, überdeutlich auf."Veganismus ist jedoch im Gegenteil, es mag bereits erwähnt worden sein, notwendig, wenn auch nicht hinreichend. Dafür braucht es keinen mehrseitigen Artikel voller als großartige neue Erkenntnisse dargestellten Binsenweisheiten, Halbwahrheiten, bei denen die wesentlichen Aspekte - ob nun absichtlich oder aus Ignoranz sei dahingestellt - unterschlagen werden, und Lügen; keinen Artikel, der Blut auf die Mühlen der Tierausbeuter ist.
"Der Kopf ist zum Denken da! Los, lass ihn uns nutzen - immer weiter Fragen stellen, Wissen sammeln, ausprobieren, wieder hinterfragen, reflektieren, Neues suchen und noch was Neues ausprobieren, sich austauschen, lernen, neue Ideen, wieder ausprobieren usw. [...] Denn dass etwas komplex ist, heißt doch nur, dass wir mehr Gehirnzellen aktivieren müssen, um es zu hinterfragen, zu analysieren und Handlungsstrategien zu entwerfen" (Bergstedt, a.a.O.)Wunderbar - soll er das machen, sich endlich informieren, Fakten und Argumente zur Kenntnis nehmen, zurückfinden in die Realität. Soll er anfangen zu denken statt abstruse speziesistische Meme nachzuplappern. Wenn es ihm zu "komplex" wird, kann er sich ja gern an Leute wenden, die etwas davon verstehen - auf www.veganismus.de zum Beispiel. Aber ein weiteres peinliches, speziesistisches, tierrechts- und veganismusfeindliches Traktat braucht wirklich keiner.