Druckvorlage Achim Stößer

Mit Gebeten und Gemüse für die Tiere?

Informationen über das "Universelle Leben"

Die Sekte Universelles Leben (UL) gewinnt zunehmend an Einfluß und versucht seit einigen Jahren, sich als Teil einer Tierschutz- bzw. Tierrechtsbewegung darzustellen. Dies betrifft aktuell v.a. Lebensmittelproduktion und -handel, Publikationen und die Initiative zur Abschaffung der Jagd.

Wer sich mit den UL-Schriften näher befaßt, erkennt schnell, daß es in Wahrheit keineswegs um die nichtmenschlichen Tiere geht. Vielmehr wird versucht, die nichtmenschlichen Tiere und die Tierrechtsbewegung für eigene Zwecke zu instrumentalisieren, urchristliches UL-Gedankengut zu verbreiten, zu missionieren. Tierrechtspositionen werden untergraben, indem ethische Argumentation durch abergläubischen Firlefanz substituiert wird. Die Gefahren sollten, zumal bei genauerer Betrachtung dieses Gedankenguts, das beispielsweise über die Karma-Lehre die Shoah relativiert und keineswegs so "tierfreundlich" ist, wie gern vorgegaukelt wird, offensichtlich sein.

Die zum UL gehörenden Organisationen und Publikationen sind kaum überschaubar. Oft ist es schwierig, zu erkennen, ob Personen/Organisationen dazu gehören, damit sympathisieren oder als "Mitläufer" einzuordnen sind, zumal die Zugehörigkeit häufig geleugnet und seltenst formal festgeschrieben wird.

Als "Prophetin" ist die Gründerin und Führerin des UL Gabriele Wittek nach eigenen Angaben lediglich Sprachrohr Gottes, Jesus' sowie diverser "Geistwesen". Ihr Witteks Hauptwerk heißt Das ist Mein Wort. A und Ω. Das Evangelium Jesu. Die Christus-Offenbarung, welche die Welt nicht kennt (Verlag Das Wort, 2. Aufl. 1993) "Christus möchte uns durch die angesagte Zeit der Katastrophen sicher führen. Da die danach lebenden Menschen ebenfalls Nahrung, Kleidung, Unterkunft und ärztliche Betreuung benötigen werden, bereiten wir uns - unter der Führung Gottes - schon jetzt auf die kommende Zeit vor." (Weltweit Universelles Leben. Die Christusfreunde stellen sich vor, 2. Auflage, 1989) So entstanden die sogenannten "Christusbetriebe", ein Geflecht von Unternehmen und Vereinigungen: Gut zum Leben, Lebe-Gesund-Versand, Hin zur Natur, Einkaufsland Alles für Alle, Gabriele-Stiftung usw., die UL-eigene Grund- und Hauptschule Lern mit mir, außerdem diverse Verlage, etwa der Brennglas-Verlag (mit Broschüren wie Der Lusttöter, Der Tierleichenfresser und der Zeitschrift Freiheit für Tiere, die primär der als redaktionelle Beiträge getarnten Werbung für UL-Einrichtungen dient), der UL-Sender Radio Santec. Bemerkenswert hier auch Schriften aus der Hand der "Prophetin" die Schriftenreihe Der Prophet mit Titeln wie Tiere klagen - der Prophet klagt an! und Der Mord an den Tieren ist der Tod des Menschen, die wie auch trotz des harmlos klingenden Namens Das tierfreundliche Kochbuch die Tiere als trojanisches Pferd benutzen, um ihre urchristliche Propaganda zu verbreiten. Ein siebenseitiges religiöses Traktat als Einleitung eines Kochbuchs ist ungewöhnlich genug, um so ungewöhnlicher, wenn darin - unter dem Titel "tierfreundlich" - durch "Jesus" (via Wittek) Leichenfraß gerechtfertigt wird: "[W]enn Menschen, die noch unwissend sind, Fleisch als Nahrung zubereitet haben und es dem Gast zum Geschenk machen und ihm zum Gastmahl reichen, dann sollte der Gast die Gabe nicht ablehnen."

Überhaupt predigen die Wittek-Gläubigen Wasser und saufen Blut: "Gott schloss einen Bund mit den Tieren, aus dem in Zusammenarbeit mit Geist- und Naturwesen eine neue Erde hervorgeht - das Friedensreich, in dem die Menschen untereinander und mit den Tieren in Frieden leben." heißt es in der UL-Zeitschrift Das Friedensreich Nr. 4, 2001. Dies spiegelt sich auch in den bereits genannten Schriften zum Teil wider. Doch wie sieht die Realität aus? Natürlich zeichnet sich das gesamte Schriftwerk durch typisch christliche Inkonsistenz aus, neben erwähntem Kochbuch-Zitat zum "Fleisch" heißt es z.B.: "Wenn ihr nun das Leben in Gott anstreben wollt, so entsagt nicht gleich der Nahrung von Fleisch, Fisch und dergleichen." (Geistiger Vortrag. Inspiration aus dem geistigen Reich. "Jesus Christus offenbart sich erneut durch eine Prophetin unserer Zeit", 26. Januar 1980).

Nicht nur Julia Brunke, langjähriges UL-Mitglied, Brennglas-Redakteurin und Protagonistin der Initiative zur Abschaffung der Jagd rechtfertigt Reiten, da sie es selbst tut, also Pferde ausbeutet. Wobei übrigens auch Jesus laut Bibel (Lk 19:30-35) ebenso wie laut Wittek (Das ist Mein Wort) auf einem Esel geritten ist, und Brunke auch in der "Christusschule" Reitunterricht erteilt.
UL-Reitpropaganda
Reitpropaganda in Freiheit für Tiere 4/2002 - als Bildquelle ist "lernmitmir.org" angegeben.
Dessen ungeachtet fungierte sie beim UL-unterwanderten Wiener "Tierrechtskongreß" 2002 als Referentin in einem Arbeitskreis zu "Tierrechtsstrategien" (wobei die Strategie, so scheint es nach Darstellung auf der Kongreß-Website, darin besteht, Brennglas-Broschüren zu verteilen).

Apropos Schule: "Die Private Grund- und Hauptschule 'LERN MIT MIR' vermittelt den in den staatlichen Lehrplänen vorgesehenen Unterrichtsstoff; in religiös-weltanschaulicher Hinsicht orientiert sich die Erziehung an den Zehn Geboten Gottes und den Grundsätzen der Bergpredigt des Jesus von Nazareth. Daher wird sie von den Kindern auch liebevoll 'Christusschule' genannt." (lernmitmir.org, Stand 3. Januar 2003). Ebenfalls laut dieser Website gehört in dieser Schule "Seidenmalen" dazu. Und im Englischunterricht gibt es "Lieder, Reime, Gespräche, Geschichten, tea parties mit 'cookies' und 'tea with milk'". Ob die Kekse dabei vegan sind? Der Tee mit Sojamilch gereicht wird?

Und der UL-Handel? Gut zum Leben brüstet sich seit vielen Jahren mit güllefreiem Anbau, trotz - und dies sollte stutzig machen - zahlreicher Käseprodukte, die erst vor kurzem aus dem Sortiment genommen wurden. Verdauen für Käse in UL-Produkten ausgebeutete Kühe etwa rückstandsfrei oder warf Gott den Käse gleich wie Manna vom Himmel? Es gibt eine Erklärung, die ohne Wunder auskommt: Georg Thalhammer war 18 Jahre lang UL-Anhänger, "Was den Landwirt aber zusehends störte, war die negative Bewertung anderer Biobauern, die auch Tiere hielten. 'Der Mist von "unseren" Tieren wurde von anderen Bauern abgeholt. Damit hatte man selber eine reine Weste und die anderen waren die Buhmänner'." (Sünden abbauen durch Bioanbau? - Die Biomarke "Gut zum Leben", Trend Nr. 3, 2002).

Im Supermarkt Alles für Alle wird beispielsweise Kleidung aus "Seide, Wolle oder Cashmere" verkauft, ebenso wie Käse; in einer Anzeige wird z.B. auch für "Allgäuer Käsespätzle" im Alles-für-Alle-Restaurant geworben (Freiheit für Tiere Nr. 1, 2003). Auch Tierhautschuhe und Säcke mit leichenhaltiger Hundenahrung wurden dort gefunden. Dabei gibt es doch einen zum UL gehörenden Versand, Gut für Tiere, bei dem vegane Nahrung (wenn auch nicht Vollnahrung) für Hunde in Dosen erhältlich ist. Immerhin heißt es auf der Website: "Für die Herstellung der Produkte von Gut für Tiere soll kein Tier leiden oder gar sterben müssen. Deshalb sind alle Produkte vegan - also rein pflanzlich." (gut-fuer-tiere.de, Stand 3. Januar 2003). Aber: "Neu sind auch unsere Wollprodukte. Die Wolle beziehen wir von einem befreundeten Gnadenhof, wo diese durch die jährliche Schafschur natürlich anfällt. Sinnvoll und liebevoll wird sie in Handarbeit zu Schönem, Praktischem und Kuscheligem verarbeitet." (a. a. O.). Zwar müssen die Tiere in der Tat geschoren werden (was aber keineswegs "natürlich" ist, sondern daran liegt, daß sie qualgezüchtet sind), dies rechtfertigt selbstverständlich nicht, speziesistisch mit ihren Haaren zu schachern. Des weiteren wird von "'Rentokil'-Gift-Rattenfallen, die wir bei unserem Besuch beim Tag der offenen Tür bei Alles für Alle auf dem Gelände gefunden haben" (Michael Del Solio, Mailingliste der Tierschutzpartei, 5. September 2002) berichtet.

"Bienen sammeln in ihren Waben mehr Honig, als sie selbst benötigen. Was die Bienen nicht selbst brauchen, kann der Mensch entnehmen und er erhält mit diesem Honig etwas sehr Wertvolles" (Das Friedensreich Nr. 3, 2002). Und diese absurde Tierausbeutungspropaganda wird entsprechend in die Praxis umgesetzt: obwohl Lebe Gesund laut Artikeln (auf - angeblich - veganen Websites und in sogenannten Tierrechtsmagazinen) mittlerweile seit Mitte 2001 vegan sein soll, wurde, wie Recherchen ergaben, auch noch vor kurzem und wird vermutlich auch jetzt Honig dort verkauft
UL-Honig
Bienenerbrochenes (8. November 2002) im Gut zum Leben-Laden, Karlsruhe
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Mit anderen Worten: entgegen allen Beteuerungen beutet UL nichtmenschliche Tiere aus bzw. bringt sie um (allein in den genannten Beispielen Bienen, Pferde, Ratten, Rinder, Schafe und Schmetterlingsraupen).

Mit all den absurden urchristlichen Lehren des UL ließen sich zahllose Seiten füllen. Die Witteksche Prophetie, durch die "Geistwesen" wie der "Cherub der Göttlichen Weisheit" namens "Bruder Emanuel" oder Ufo-Kommandant Mairadi zur Menschheit sprechen. Der Glaube an Engel, Geister, Beseeltheit von Kartoffeln und Kieselsteinen. Die Behauptung "Ich bin [...] das absolute Gesetz." (Wittek in Mit Gott lebt sich's leichter, Universelles Leben, 1988). Die bezeichnende Aufforderung: "Rede wenig und denke noch weniger! Sprich nur, wenn es wesentlich ist!" (Christusstaat Nr. 4, 1992). Hier soll nur eine besonders fatale ausgeführt werden, die Karmalehre, nach der alles, was jemandem widerfährt, durch Handlungen im früheren Leben verdient ist. Sogar Opfer eines Genozids sind selbst schuld: "Mußt du also Pein und Kummer erdulden, dann gib nicht deinem Nächsten die Schuld an deinem Zustand. Du selbst bist der Urheber- und nicht dein Nächster. Deine Pein und dein Kummer sind das Saatgut in deiner Seele, das aufgegangen ist - und sich auch in deinem Leib als Ernte zeigt." (Christusstaat Nr. 2, 1992). Konkret bedeutet das Aussagen über Asylsuchende wie diese (Asylanten: Warum kommen sie? in Christusstaat, Oktober 1992): "Die weltweiten Flüchtlingsströme sind nicht mehr aufzuhalten [...] Sind sie bereits dabei, die 'Festung Europa' zu überrollen? [...] Was der Mensch sät, das muß er ernten. Die Saat der Gewalt geht nun auf. [...] So findet derzeit eine Durchmischung der Menschen statt, wie wohl nie zuvor. [...] Wenn ich in früheren Erdenleben in anderen Ländern inkarniert war und dort karmische Fäden 'gewirkt' habe, so kann es auch durch die Fluchtbewegungen heute evt. zu einer notwendigen Begegnung kommen. [...] Das heißt, man sollte nicht leichtfertig sagen: Ich verlasse jetzt meinen Heimatort und gehe an einen anderen Ort. Denn: Ich habe mich an diesem Ort auf dieser Erde inkarniert, zu solchen Menschen, mit denen ich etwas zu bereinigen oder abzutragen habe." Doch die Karma-Lehre ist für Revisionismus noch weit nützlicher: "Wir ernten in diesem Leben, was wir in einem vorigen gesät haben! Wie wäre es sonst anders zu erklären, wenn einen schon in jungen Jahren ein schwerer Schicksalsschlag trifft? Wie wäre es zu erklären (wenn man den Zufall und eine Ungerechtigkeit Gottes ausschließt), wenn nicht durch das Verursacherprinzip?" heißt es unter der Überschrift "Gottes Gerechtigkeit. 'Was Du säst, wirst Du ernten'" im Christusstaat Nr. 9, 1988. Die Saat, die der Christusstaat da säte, ging in UL-Anhänger Klaus Meurer noch im selben Leben auf und konnte in einem von ihm gehaltenen Vortrag geerntet werden, wo er sinngemäß äußerte: "Die Juden im Dritten Reich seien wahrscheinlich reinkarnierte Seelen von Sklavenhändlern im Alten Rom gewesen. Nach 'Göttlichem Gesetz' seien sie unter Hitler eben 'dran gewesen'." (Universelles Leben: Die Prophetin und ihr Management, Hans-Walter Jungen, Pattloch Verlag, 1996). Bei seiner vergeblichen Klage auf Schwärzung der Passage äußerte er zudem: "Sie spekulieren darüber, was diese Menschen, die in den Konzentrationslagern umkamen, nun ihrerseits für Belastungen hatten. Das will ich nicht tun, weil ich davon ausgehe: Das Gesetz arbeitet präzise. Die Nazis, die Gestapoleute sind sicherlich, deskriptiv gesehen, Vollstrecker des Schicksals... Obwohl es für den, der ermordet wird, karmisch dran ist, um es salopp zu sagen, belastet sich der, der es tut und muß gewärtigen, daß er gleiches oder ähnliches erleben muß; es sei denn er bereut und anerkennt und tut Buße... Sie wissen ja nicht, wer in diesen Juden inkarniert war. ... Das müssen nicht schon die Juden vom alten Israel gewesen sein. Sondern das sind Menschen, die sich inkarniert haben und zu deren Schicksal es offensichtlich gehörte, einen solchen Tod als Ausgleich selbstbewirkter Schuld zu erleiden." (Urteil des Hanseatischen Oberlandesgerichts, Az. 7U 98/96 - 324 O 56/96, 10. September 1996). Dies sind keineswegs, wie gern behauptet, Einzelmeinungen oder "Ausrutscher". Eine ganze Ausgabe der Zeitschrift Christusstaat (Nr. 9, 1991) war antisemitischer Hetzpropaganda gewidmet: abstruse Verschwörungstheorien über die "Weltherrschaft der Illuminaten", die "Protokolle der Weisen von Zion"
UL-Antisemitismus
Antisemitische Propaganda im Christusstaat Nr. 9, 1991
und das "Weltjudentum". Die Ausgabe - der verantwortliche Redakteur, German Murer, ist heute Herausgeber des Brennglas-Verlags - basiert nahezu ausschließlich auf Werken einschlägiger antisemitischer Autoren (dazu u.a. diversen UL-Schriften sowie Bibelzitaten). Im Impressum heißt es: "Der CHRISTUSSTAAT INTERNATIONAL ist das Wort der Bundgemeinde Neues Jerusalem im Universellen Leben. [...] Die Texte dieser Ausgabe stammen von mehreren Gliedern der Bundgemeinde Neues Jerusalem im Universellen Leben, die nicht extra genannt sein wollen. In einer demokratischen Abstimmung beschloß die Vollversammlung der Bundgemeinde Neues Jerusalem, daß der Inhalt dieser Zeitung veröffentlicht werden soll." Auch Andrea Wasch, 2. Vorsitzende des Universellen Lebens, rechtfertigt diesen Christusstaat damit, daß es "[d]iese Zeitschrift [...] seit Jahren nicht mehr [gibt]" (MIZ, Nr. 4, 2001), wobei sich fragt, wie die Tatsache, daß Christusstaat in Das weiße Pferd umbenannt wurde, antisemitische Inhalte irgendwelcher früheren Ausgaben revidieren soll. Und paraphrasiert und zitiert Murersche Ausflüchte (Main-Post, 7. Februar 1995), die nichts als eine Schuldumkehr sind: die unmißverständlich antisemitische Propaganda seiner Artikel sei falsch verstanden worden. Wem das immer noch nicht genügt: Wittek selbst schreibt in ihrem Hauptwerk Das ist Mein Wort: "Ich, Christus, erkläre, berichtige und vertiefe das Wort: [...] Prüft euch und euer Leben, ob ihr nicht in kleinen und in großen Dingen ähnlich denkt, redet und handelt wie die Juden der damaligen Zeit. Auf diese Weise werden viele zum Judas. Sie werden dafür zu tragen haben - wenn nicht mehr in dieser Einverleibung, dann in den Seelenreichen oder in einer der nächsten Fleischwerdungen; denn was der Mensch sät, das wird er ernten. Seit nahezu 2000 Jahren ernten die Juden von einer Fleischwerdung zur anderen, was sie damals und auch in ihren weiteren Einverleibungen gesät haben [meine Hervorhebung] - bis sie ihren Erlöser an- und aufnehmen und das bereuen, was sie verursacht haben." Es ist also Gabriele Wittek, die mit der Karma-Lehre die Massenmorde der Christen und Nazis an Juden relativiert (bzw. nach UL-Ansicht Jesus selbst).

Bei Kritik am UL problematisch ist, daß sie häufig von Konkurrenzsekten, insbesondere der katholischen und der protestantischen "Amtskirche", stammt (nicht ohne Grund, die Kritik ist analog zu der von Schweine- an Straußenzuchtvereinigungen und umgekehrt: berechtigt, aber eigennützig motiviert). Solche Informationen sind natürlich mit entsprechender Vorsicht zu genießen, doch die Aussagen in den Publikationen des UL sind eigentlich selbstentlarvend genug. So wundert es nicht, daß UL - neben Klagen v.a. durch den UL-eigenen Star-Anwalt Christian Sailer - auf Lügen und Propaganda zurückgreift bei dem Versuch, Kritik unglaubwürdig zu machen. So heißt es z.B. unter dem Titel Jagdnahe Kreise konnten Symposium nicht verhindern: "Im Vorfeld des 'Symposiums Natur ohne Jagd' versuchten jagdnahe Kreise, Pfarrer Gandow aus Berlin und ein profilierungssüchtiger Alleingänger der Tierrechtsszene, Achim Stößer, den Jägern einen Gefallen zu tun und das Symposium zu sprengen. Dazu waren alle Mittel recht: Erst eine Schlammschlacht in der Presse, dann Telefonanrufe und e-mails mit falschen Informationen, um geladene Podiumsteilnehmer von der Teilnahme abzuhalten, sowie der Versuch die Kündigung des Saals zu erwirken. [...] Achim Stößer hat sich wohl selbst ein Bein gestellt, weil immer mehr Tierrechtler seine wahre Motivation nun durchschaut und sich von ihm distanziert haben." (Freiheit für Tiere, Nr. 4, 2002). Ein wegen Jagdstörung verurteilter Tierrechtler und erklärter Atheist wird also mit einem Sektenpfarrer zusammengewürfelt und als "jagdnah" diffamiert (während in Wahrheit übrigens z.B. Undine Kurth von den Grünen die Beteiligung am Symposium absagte, nachdem sie über die Zusammenhänge aufgeklärt worden war, und zugleich der Schaden durch UL gerade für die Antijagdbewegung enorm ist: die Unterwanderung durch die Initiative zur Abschaffung der Jagd und ihr Symposium wurde begeistert von der Jägerschaft in der Jagdpresse wie im Internet ausgebreitet). Solche Methoden sind eine argumentative Bankrotterklärung.

UL-Demo: 'Jäger führen Krieg gegen die Schöpfung Gottes', 'Treibjagd - Stalingrad für Tiere', 'Auch Wildschweine haben eine Seele'
Demo der Initiative zur Abschaffung der Jagd (3. August 2002) mit bezeichnenden Transparenttexten
Es mag durchaus sein, daß die Initiative zur Abschaffung der Jagd nicht von UL "unterwandert" ist. Viel wahrscheinlicher scheint es, daß die Initiative weit mehr ist als das, nämlich eine UL(-nahe) Organisation, die zum Zweck der Unterwanderung der Antijagdbewegung durch UL entstanden ist, auch um zu missionieren sowie politischen Einfluß zu gewinnen. Selbst wenn dem offiziellen Initiator, Kurt Eicher, bislang keine direkte Zugehörigkeit zum UL nachgewiesen werden konnte, ist belegt, daß viele gerade der Hauptverantwortlichen und Symposiums-Beteiligten zu UL gehören oder diesem nahestehen: die bereits genannten Brunke (schon als Jugendliche beim UL), Murer (u.a. beteiligt an UL-Initiativen wie Die Neo-Lutheraner, als Sprecher der Initiative Mahnmahl für Kirchenopfer, Domaininhaber Alles für Alle, Admin Freie Christen für den Christus der Bergpredigt, Geschäftsführer Kosmo Data usw.) und Sailer (explizit als UL-Verteter beim Wiener Kongreß), zudem Ina Lautenschläger (Leiterin der Tierheilpension Dein Tier mit Dir, Tierarztpraxis auf Gut zum Leben-Hof), Hubertus Mynarek ("bekennt sich ausdrücklich zur Denktradition völkischer und nationalsozialistischer Sekten", Peter Kratz als Alois Pfreimdt, Vom Antisemitismus zur "Ökologischen Religion", taz, Oktober 1988) usw. Die Brennglas-Broschüre Lusttöter samt enthaltener urchristlicher Propaganda wird verteilt. Die kostenlose Verpflegung beim Symposium und den monatlichen Berliner Demos übernimmt der "Christusbetrieb" Gut zum Leben. Da mutet es wenig überzeugend an, wenn Eicher von "katholischen und atheistischen Mitstreitern oder [...] Hare-Krishna-Anhängern" (Wir sind Natur- und Tierschützer, keine Glaubenskongregation, Frankfurter Rundschau, 2. August 2002) spricht, die offenbar eine Alibifunktion haben und nicht wissen (oder wissen wollen), bei wem sie - nicht nur auf Demos, sondern auch im übertragenen Sinn - "mitlaufen".

Nun hat es die sogenannte Tierrechtsbewegung dem UL nicht gerade schwer gemacht, obwohl die Tierrechtsinitiative Maqi - für Tierrechte, gegen Speziesismus seit Jahren davor warnt. Gern werden kostenlose Suppen und Broschüren unhinterfragt angenommen. Kaum jemand wundert sich, weshalb urplötzlich Anti-Jagd-Demos zu Massenveranstaltungen werden, während die Beteiligten sonstiger Demos oft leicht in einem Polizeikleinbus Platz fänden. Obwohl die wesentlichen Fakten (insbesondere selbstentlarvende UL-Schriften) allgemein zugänglich sind, ziehen die meisten Leute die altbekannten Ausreden vor. Aufstriche sind für viele offenbar bessere Argumente als Aufklärung, zumal wenn das eine auf dem Silbertablett serviert wird, das andere nicht. Verantwortungslos wird häufig ein "gemeinsam für die Tiere" gepredigt ohne Rücksicht darauf, mit wem da denn kohabitiert wird, ob mit Leuten, die "Leder"schuhe tragen gegen "Pelz", mit sich vegetarisch ernährenden (also Hühner und Rinder ausbeutenden) gegen "Schlachttiertransporte" oder Tierversuche, mit den Rechten gegen das Schächten oder mit UL gegen die Jagd. Im September 2002 veröffentlichte Maqi daher eine 36seitige Broschüre, die ausführlich über Vorgehen, Zusammenhänge, Organisationen und Beteiligte informiert und den Sachverhalt durch zahlreiche Zitate und Bildmaterial belegt. Seither distanzieren sich, wenn auch meist eher zaghaft und verschämt, entgegen der UL-Propaganda immer mehr Personen und Organisationen vom UL (samt der Initiative zur Abschaffung der Jagd). Doch auch hier ist Vorsicht geboten und zu prüfen, ob sie ernstgemeint oder nur opportunistische Deckmäntelchen sind. So etwa, wenn Alex Willer vom Tierschutzverein Canis, selbst bekennender Theist, in der Pressemitteilung dazu wohl eher aus Konkurrenzdenken eine Distanzierung vom UL verkündete, jedoch anderen vergleichbaren religiösen Gruppierungen ein Hintertürchen offenhielt und gar Maqi angriff. Oder wenn die Tierschutzpartei zwar als Konsequenz auf dem Bundesparteitag am 12. Oktober 2002 eine Grundsatzerklärung verabschiedete, in der es hieß: "Die Partei [...] distanziert sich von jeder möglichen Einflussnahme und von jedem Versuch einer Religionsgemeinschaft, sie für ihre Zwecke und Ziele einzusetzen oder zu missbrauchen", gleichzeitig jedoch führende Parteimitglieder wie Carsten Strehlow, selbst Urchrist, der z.B. in Freiheit für Tiere Nr. 1, 2003 ein Interview unter dem Titel Die verheimlichte Tierliebe Jesu gab, oder Dag Frommhold (zugleich ein Hauptakteur der Initiative zur Abschaffung der Jagd) sich vor den Karren des UL spannen lassen.

Selbst die Magazine Voice und Tierbefreiung aktuell, die seit Jahren in Anzeigen und Berichten für das UL-Imperium warben, erkannten immerhin, daß die Zusammenhänge nicht länger totgeschwiegen werden können. In beiden erschien im Oktober (Nr. 31 bzw. Nr. 37, 2002) parallel ein identischer Artikel dazu, der im wesentlichen nach einer eher belanglosen und langatmigen Einführung die Broschüre sowie andere Maqi-Schriften plagiiert (wodurch die kontrafaktische Distanzierung von Maqi-Veröffentlichungen im Voice-Vorwort um so grotesker wird), wenn auch, was leider nicht gerade zur Glaubwürdigkeit beiträgt, einige fatale Fehler eingebaut wurden. So heißt es etwa, daß die "Evangelische Kirche [...] keine Hubertusmessen abhält" und Julia Brunke eine "konventionell reitende, voltigierende [...] Grundschullehrerin" sei, was zum einen wohl falsch ist, da sie nach eigenen Angaben "natürlich", also "unkonventionell" reitet und vor allem suggeriert, es gäbe eine tierrechtskonforme Art des Reitens. Die TBa-Redaktion hat den Artikel wie es scheint ungelesen abgedruckt, denn in der gleichen Ausgabe wurde, obwohl der Wiener Kongreß darin als UL-unterwandert und tierrechtsfeindlich entlarvt wurde, dieser in einem anderen redaktionellen Beitrag bejubelt.

Abschließend bleibt festzustellen, daß - wie schon die schlaglichtartigen Ausführungen hier zeigen sollten - ein Weltbild wie das, dem das Universelle Leben in Schriften und Praxis anhängt, unvereinbar ist mit dem Tierrechtsgedanken, und um glaubwürdig Tierrechtsarbeit zu leisten, ist es erforderlich, sich vom UL samt "Christusbetrieben" und unterwanderten Organisationen und Gruppierungen zu distanzieren.

(Stand: 6. Januar 2003; Fotos: Maqi)

Die Broschüre Universelles Leben - eine Gefahr für die Tierrechtsbewegung ist erhältlich bei Maqi - für Tierrechte, gegen Speziesismus, Ludwigstr. 51, D-67059 Ludwigshafen, 0621/5493477 oder über ul@antispe.de und steht im Internet unter http://veganismus.de/ul zum Download zur Verfügung.


URL: https://antispe.de/txt/ul.html auf antiSpe.de